Abzocke – Addis Style
|Diese Bekanntschaft war leider weniger erfreulich und ich wollte die Geschichte hier eigentlich nicht aufschreiben, aber der Ehrlichkeit zuliebe werde ich sie dennoch sharen. Also der Scam ist bekannt unter dem Stichwort „smart student“ – ich las davon in meinem Bradt-Äthiopien Guide. Tja aber leider hat mein Gehirn erst später eingesetzt. Er hat uns angesprochen, als wir in der Nähe des Nationalmuseums standen und Fotos gemacht haben. Er spricht super Englisch und auch etwas Deutsch und ich fragte ihn, ob er uns sagen könnte, wie wir zum Goethe Institut kommen, da ich einen Amharischkurs buchen wollte. Er bat uns an uns hinzuführen. Dann sind wir auf dem Weg auf das Thema Entoto (das ist der Hausberg von Addis) gekommen. Und ich kann mich nicht mehr erinnern wie es kam auf einmal waren wir auf dem Weg zum Entoto, sind gefühlt ca. mal von Minibus zu Minibus umgestiegen und haben den Entoto inkl. Museum und Kirche besucht.
Klar haben wir uns gefragt, warum ein Wildfremder mit uns einen ganzen Tag verbringt und den Tourguide spielt. Allerdings hat er so viel erzählt und ich war so beeindruckt und happy, dass ich das Denken vergessen habe. Auf dem Weg erzählte er, dass er Construction studieren würde und ein teures Buch benötigen würde für sein Studium. Da er es sich nicht leisten könnte, fragte er mich, ob ich es ihm für 40 USD besorgen könnte. Ja ich weiß, wie lame ist das denn.
Aber er tat mir einfach sehr leid in dem Moment und ich dachte, dass es gut investiertes Geld wäre, wenn er damit besser studieren könnte und seinem Land helfen könnte (das waren wirklich meine Gedanken, evtl. hat mir die Höhe zugesetzt). Wir haben ausgemacht, dass ich ihm das Buch kaufen würde und er mir dafür Amharischstunden gibt. Deal!
Als wir wieder in der Stadt angekommen waren, wurde er nervig und meinte er würde das Buch unbedingt jetzt brauchen. Ich sagte die Wahrheit, nämlich, dass ich zu wenig Birr mit mir herumschleppen würde und dass wir zuerst ins Hotel zurück müssten, um es zu holen. Dann meinte er ich solle Maxim (den Franzosen) anschnorren. Ich antwortete, dass ich keine Lust darauf hätte und hin und her. Ich habe dann nochmal in meiner Tasche geschaut, ob ich nicht doch noch irgendwo Dollar finden sollte (damn it). Tja da ich in meiner Tasche noch ein Dollargeheimversteck hatte, gab ich ihm die 40 Dollar dann.
Wir haben vereinbart, dass wir uns am nächsten Tag treffen würden, damit wir mit den Amharischstunden anfangen können. Damit bin ich offiziell die dümmste Addis Touristin des Jahres (mindestens). Das wurde mir dann auch klar, je länger ich darüber nachdachte. Leider ist die Story noch nicht zu Ende.
Ich habe ihn zufällig auf der Straße getroffen. Er tat so als ob er beleidigt sei, dass ich nicht zu unserer Sprachsession gekommen wäre. Um ihn loszuwerden habe ich ihm meine neue Telefonnummer aufgeschrieben, gesagt wir könnten einen neuen Termin ausmachen und bin gegangen. Leider ruft er jetzt ständig an und nervt mich (zum Bsp. Mit Einladungen zu einer traditionellen Kaffeezeremonie – dieser Scam steht wirklich genauso in meinem Buch. Nach der Zeremonie wird einem eine massive Rechnung präsentiert). Notiz an mich, um jemanden loszuwerden ist es keine gute Idee, die Telefonnummer zu verteilen.
Ganz einfach: Telefonnummer im Smartphone blockieren. Dann heißt’s: A Ruh is…
Willkommen im Club!
Als wir vor nunmehr fast drei Jahren unsere Karibik-Überwinterung begannen, fragte uns am Tag nach unserer Ankunft in Las Terrenas ein Mann in recht gutem Deutsch, ob er uns helfen könne. Wir waren auf der Suche nach dem Supermarkt zwar in der
richtigen Richtung unterwegs, aber wer würde schon eine kleine Hilfe abschlagen? Noch dazu, wo der hilfsbereite und freundliche Einheimische meinte, er hätte uns am Abend zuvor ankommen sehen. Und er arbeite ja auch in der Residence Las Palmas.
Da wir den Namen unseres Feriendomizils bis dahin nicht genannt hatten, gab es für uns keinen Grund, besonders argwöhnisch zu sein. Er wollte uns zum Supermarkt “Lindo” begleiten.
Unterwegs begann er dann über seine kranke Tochter zu sprechen, die nur Milchpulver vertragen würde. Am Supermarkt angekommen, fragte er, ob wir ihm Geld fürs Milchpulver geben könnten, das er uns (da er ja im Las Palmas arbeite) am kommenden Tag zurückgeben würde. Nun, da waren wir dann doch etwas hellhörig geworden. Deshalb schlugen wir vor, das Milchpulver zu kaufen.
Der Typ ging ohne Widerspruch sofort darauf ein. Da es das Milchpulver aber im Supermarkt nicht gäbe, führte er uns die Hauptstraße entlang zu einem kleinen Geschäft, wo ich es selbst aus dem Regal nahm und bezahlte. Er freute sich, bedankte sich überschwenglich und verließ mit uns das Geschäft, um dann noch mal kurz rein zu gehen. Raus kam er ohne Milchpulverdose. Auf unsere Frage, was das soll, meinte er, dass er erst noch was Anderes erledigen müsse und das Pulver auf seinem Heimweg mitnehmen würde. Damit war uns klar, dass wir einem Trickgangster aufgesessen waren und unfreiwillige Entwicklungshilfe geleistet hatten. Als er dann auch noch fragte, ob wir noch etwas Kleingeld für die Motoconcha hätten, musste ich mich ziemlich zurückhalten… Das Geld fürs Zweiradtaxi bekam er dann natürlich nicht mehr!
Zurück im Quartier fragte ich unsere deutschsprachige Vermieterin, ob sie den Typen (Namen habe ich inzwischen vergessen) kenne. Ja, meinte sie, und wir sollen ihm kein Geld geben… Zu spät.
Und wieder etwas dazu gelernt. Wenn auch der finanzielle Verlust nicht so erheblich war, so waren wir aber über uns selbst verärgert, dass wir auf so einen Trick hereingefallen waren.